Volleyspiel am Netz effektiv trainieren: Techniken, Übungen und Trainingspläne
Lerne, wie du dein Volleyspiel am Netz im Tennis effektiv trainierst: Technik, Beinarbeit, Reaktionsfähigkeit, Taktik und konkrete Trainingspläne für Einzel und Doppel.

Das Volleyspiel am Netz entscheidet im modernen Tennis immer häufiger über Sieg oder Niederlage. Wer den Punkt aktiv am Netz abschließen kann, setzt den Gegner unter Druck, verkürzt Ballwechsel und spart zugleich Kraft. Dennoch vernachlässigen viele Spielerinnen und Spieler das gezielte Volleytraining und fühlen sich vorne am Netz unsicher.
Mit einem strukturierten, gut geplanten Trainingskonzept lässt sich das Volleyspiel jedoch in relativ kurzer Zeit deutlich verbessern. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus Technikschulung, Beinarbeit, Reaktionsfähigkeit, taktischem Verständnis und mentaler Stärke. Der folgende Leitfaden zeigt, wie du dein Volleyspiel am Netz effektiv trainierst und dauerhaft auf ein höheres Niveau bringst.
Grundlagen: Was einen guten Volley ausmacht
Bevor es an konkrete Übungen geht, ist es wichtig, die Grundelemente eines guten Volleys zu verstehen. Nur wenn die technischen und taktischen Grundlagen stimmen, können die Trainingsinhalte wirklich greifen.
- Stabile Ausgangsposition: Ein leichter Schritt nach vorne, Knie gebeugt, Gewicht auf den Fußballen, der Schläger vor dem Körper. So bist du jederzeit bereit, nach rechts, links oder nach oben zu reagieren.
- Kurze, kompakte Ausholbewegung: Volleys werden nicht geschwungen, sondern geführt. Die Bewegung ist kurz, kontrolliert und verläuft vor dem Körper.
- Früher Treffpunkt: Der Ball wird vor dem Körper, leicht vor der Hüfte, getroffen. Je früher der Treffpunkt, desto mehr Winkel und Kontrolle erhältst du.
- Richtiger Griff: Meistens ist der Continental-Griff (Hammergriff) ideal, weil du damit Vorhand- und Rückhandvolley schnell umsetzen kannst.
- Aktive Schritte zum Ball: Gute Volleys entstehen durch gute Beinarbeit. Kleine Anpassungsschritte bringen dich in die perfekte Position zum Ball.
Wer diese Grundlagen bewusst trainiert, schafft sich die Basis für alle weiteren, anspruchsvolleren Übungen am Netz.
Technik sauber erlernen und automatisieren
Techniktraining ist der erste Baustein für ein starkes Volleyspiel. Ziel ist es, saubere Bewegungsabläufe im Muskelgedächtnis zu verankern, damit sie im Match automatisch ablaufen.
Einfache Technikübungen ohne Druck
- Partner-Zuspiel aus kurzer Distanz: Stelle dich in die Nähe des Netzes, dein Partner spielt dir langsame, kontrollierte Bälle zu. Konzentriere dich auf stabile Haltung, frühen Treffpunkt und kurze Ausholbewegungen. Erst Vorhand, dann Rückhand, anschließend im Wechsel.
- Selbst-Zuspiel gegen die Wand: Spiele Volleys gegen eine Wand, möglichst ohne dass der Ball den Boden berührt. Starte langsam, erhöhe nach und nach Tempo und Intensität. Achte dabei auf Gleichgewicht und saubere Schlägerführung.
- Volley im Stand mit Zielbereichen: Lasse dir Bälle von einem Trainer oder Partner zuwerfen (kein Absprung). Platziere die Volleys gezielt in markierten Zonen im Feld, um Kontrolle und Präzision zu trainieren.
Diese grundlegenden Übungen eignen sich ideal für das Aufwärmen oder als Einstieg in jede Trainingsstunde. Sie schärfen das Gefühl für Ball und Schläger und schaffen Sicherheit im Schlag.
Beinarbeit und Positionierung am Netz trainieren
Viele Fehler beim Volley entstehen nicht am Schläger, sondern in den Beinen. Wer zu spät, zu steif oder aus schlechter Position zum Ball kommt, muss technisch viel kompensieren. Daher gehört gezieltes Footwork-Training zu jedem effektiven Volley-Trainingsplan.
Kernausgaben der Beinarbeit am Netz
- Split-Step: Kurz bevor der Gegner den Ball trifft, springst du minimal nach oben und landest auf beiden Füßen. So bist du explosiv in jede Richtung startbereit.
- Seitliche Schritte: Statt große Kreuzschritte zu machen, helfen schnelle, kleine Sidesteps, um die Feinanpassung zur optimalen Position zu finden.
- Schritt in den Ball: Beim Treffpunkt geht mindestens ein Fuß aktiv nach vorne in den Schlag hinein. So bringst du Körpergewicht in den Ball und erhöhst Stabilität.
Praktische Footwork-Drills
- Split-Step–Reaktionsübung: Der Trainer oder Partner steht auf der gegenüberliegenden Grundlinie und zeigt kurz vor dem Schlag in eine Richtung. Du machst einen Split-Step und sprintest in die gezeigte Richtung, als würdest du einen Volley spielen. So verinnerlichst du Timing und Reaktionsbereitschaft.
- Seitliche Volleys mit Markierungen: Markiere links und rechts neben dir kleine Zonen am Netz. Dein Partner spielt dir Volleys leicht versetzt, sodass du jeweils zwei bis drei Sidesteps machen musst, bevor du den Ball spielst.
- Vorwärts- und Rückwärtsbewegung am Netz: Übe Übergänge zwischen mittlerer Position (in der Feldmitte) und enger Netznähe. Dein Partner variiert die Länge seiner Zuspiele, sodass du mal einen kurzen, mal einen längeren Schritt machen musst.
Strukturiere diese Übungen in Serien (zum Beispiel jeweils 10–15 Bälle pro Richtung) und konzentriere dich eher auf Qualität als auf maximale Geschwindigkeit.
Reaktion und Schnelligkeit verbessern
Am Netz bleibt wenig Zeit zum Reagieren. Effektives Volleytraining berücksichtigt daher immer auch die Steigerung von Reaktionsschnelligkeit, Antizipation und Handlungstempo.
Reaktions- und Schnellkraftübungen für das Volleyspiel
- Schnelle Volleys aus kurzer Distanz: Stelle dich sehr nah ans Netz, dein Partner steht dir gegenüber und spielt dir zügig Bälle auf Körper, Vorhand und Rückhand. Ziel ist es, den Ball kontrolliert zurückzuspielen, ohne auszuholen oder sich zu sehr zurückzuziehen.
- Zwei-Ball-Drill: Der Trainer wirft oder spielt abwechselnd zwei Bälle, etwa einen hoch zur Vorhand und einen tief zur Rückhand. Du musst dich blitzschnell umstellen, Schlägerhöhe anpassen und in die optimale Position kommen.
- Reaktionsübungen mit Farb- oder Zahlencodes: Der Trainer ruft während des Zuspiels eine Farbe oder Zahl, die einer bestimmten Richtung oder Schlagart zugeordnet ist. Du reagierst nicht nur auf den Ball, sondern auch auf das akustische Signal. Das schult Konzentration und kognitive Flexibilität.
Solche Drills sind anstrengend, aber extrem effektiv. Sie spiegeln die hektischen, schnellen Situationen am Netz wider und machen dich handlungsschneller im Match.
Taktik: Wo und wann ans Netz?
Gute Volleys entstehen nicht nur durch Technik, sondern auch durch kluge Entscheidungen. Erfolgreiche Netzspieler wissen, wann sie nach vorne gehen, wie sie sich positionieren und wohin sie den Ball spielen müssen, um den Punkt zu kontrollieren.
Grundprinzipien der Netz-Taktik
- Mit Vorbereitung ans Netz: Geh nicht blind nach vorne. Nutze einen tiefen, druckvollen Schlag (zum Beispiel einen Slice-Cross, einen harten Topspin oder einen gut platzierten Aufschlag), um den Gegner unter Druck zu setzen. Danach schließt du ans Netz auf.
- Positionierung leicht diagonal: Stelle dich nie genau in die Mitte zwischen Ball und Netz. Positioniere dich leicht zur erwarteten Schlagrichtung, um die gefährlichsten Winkel abzudecken.
- In offene Räume spielen: Spiele Volleys bevorzugt in die freie Ecke, weg vom Gegner. Nutze Winkel, um Laufwege zu verlängern und den nächsten Ball leichter zu machen.
- Hoch über die Mitte: In Drucksituationen ist ein solider, etwas höherer Volley in die Platzmitte oft besser als ein riskanter Winkelball.
Taktik lässt sich sehr gut in Spielformen und Punktspielen trainieren. Wichtig ist, bewusst zu beobachten, wie sich bestimmte Entscheidungen auf den Ballwechsel auswirken.
Spezielle Übungsformen für Einzel- und Doppelspieler
Im Einzel und im Doppel sind die Anforderungen an das Volleyspiel leicht unterschiedlich. Während im Einzel oft der erste Volley vorbereitet und der Punkt mit einem zweiten Schlag abgeschlossen wird, steht im Doppel das schnelle Reagieren und das Schließen von Lücken im Vordergrund.
Übungen für Einzelspieler
- Serve-and-Volley-Drill: Du schlägst auf und gehst konsequent ans Netz. Der Returnspieler spielt den Ball ins Feld zurück, und du musst mit maximal zwei Volleys den Punkt abschließen. So übst du Übergang vom Aufschlag ans Netz inklusive erster und zweiter Volley.
- Approach-und-Volley-Rallyes: Du startest an der Grundlinie, spielst einen druckvollen Schlag (Approach), gehst nach vorne und spielst anschließend einen oder zwei Volleys. Dein Trainingspartner versucht, dich mit Passierbällen unter Druck zu setzen.
- Punktrallyes ab der Mittellinie: Beide Spieler starten ungefähr auf Höhe der T-Linie und müssen sofort ans Netz. Von dort aus wird der Punkt ausgespielt. Diese Übung fördert Mut und Entscheidungsfähigkeit am Netz.
Übungen für Doppelspieler
- Netz-Duell 2-gegen-2: Beide Teams stehen am Netz, der Trainer wirft den Ball ins Spiel. Der Punkt wird ausschließlich mit Volleys und Schmetterbällen gespielt. Ziel ist es, Lücken zu erkennen und effektiv zu schließen.
- Cross-Volley-Drill: Im Doppel üben die beiden Netzspieler einer Seite gezielt Cross-Volleys gegen die gegenüberliegenden Netzspieler. So entstehen realistische, schnelle Schlagwechsel wie im Match.
- Poaching-Training: Der vordere Doppelspieler übt das aktive Übergreifen (Poaching) in der Mitte, wenn der Gegner returniert oder einen passiven Ball spielt. Timing und Antizipation sind hierbei entscheidend.
Durch solche doppelspezifischen Übungen entwickelt sich ein besseres Verständnis für Raumaufteilung, Kommunikation und Rollenverteilung am Netz.
Mental stark am Netz: Angst vor Fehlern ablegen
Viele Spieler fühlen sich an der Grundlinie wohl, werden am Netz jedoch nervös. Die Angst, den Ball zu verschlagen, führt zu verkrampften Bewegungen und falschen Entscheidungen. Effektives Volleytraining berücksichtigt deshalb immer auch mentale Aspekte.
- Fehler als Lernchance sehen: Volleys sind schnelle, oft riskantere Schläge. Fehler gehören dazu. Wichtig ist, nach einem misslungenen Volley die Technik zu analysieren, anstatt sich zu ärgern.
- Mut belohnen: In Trainingsmatches können Zusatzpunkte vergeben werden, wenn ein Punkt aktiv am Netz gewonnen wird. So entsteht ein Anreiz, den Weg nach vorne zu suchen.
- Rituale etablieren: Ein kurzer Atemzug, ein klarer Fokus auf den Ball und eine bewusst stabile Ausgangsposition können helfen, Nervosität zu reduzieren.
Je öfter du positive Erfahrungen am Netz machst, desto mehr Selbstvertrauen entwickelst du. Mit der Zeit wird der Weg ans Netz zu einer selbstverständlichen Option in deinem Spiel.
Konkreter Trainingsplan für besseres Volleyspiel
Damit das Volleytraining wirklich effektiv ist, lohnt sich ein strukturierter Wochenplan. Die folgende Beispielstruktur lässt sich auf unterschiedliche Spielstärken anpassen und bietet genug Wiederholung, um Fortschritte zu festigen.
- 1. Einheit pro Woche – Technikfokus (ca. 60 Minuten):
- 10–15 Minuten Aufwärmen mit leichten Volleys und Wandübungen.
- 20 Minuten Partner-Zuspiele mit Fokus auf Vorhand- und Rückhandvolley, ohne großen Zeitdruck.
- 15 Minuten Zielvolley-Übungen mit markierten Zonen.
- 10–15 Minuten kurze Punktspielformen, in denen jeder Ballwechsel am Netz gestartet wird.
- 2. Einheit pro Woche – Geschwindigkeit & Reaktion (ca. 60 Minuten):
- 10 Minuten Aufwärmen inklusive Split-Step-Drills.
- 20 Minuten schnelle Volleys aus kurzer Distanz und Zwei-Ball-Drills.
- 15 Minuten Reaktionsübungen mit akustischen oder visuellen Signalen.
- 15 Minuten intensives Netzduell (Einzel oder Doppel) mit kurzen, explosiven Ballwechseln.
- 3. Einheit pro Woche – Matchnahe Anwendung (ca. 60–90 Minuten):
- 15 Minuten Serve-and-Volley-Drills oder Approach-und-Volley-Rallyes.
- 30 Minuten Trainingsmatches mit Sonderregeln (Punkte zählen doppelt, wenn sie am Netz gewonnen werden).
- Optional 15–30 Minuten Videoanalyse oder Feedbackrunde zur Verbesserung der Entscheidungsmuster am Netz.
Entscheidend ist, dass Volleys nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig und bewusst trainiert werden. Nur so verankern sich Technik, Beinarbeit und Taktik langfristig.
Häufige Fehler beim Volleytraining – und wie du sie vermeidest
Auch gut gemeintes Training kann wirkungslos bleiben, wenn immer wieder die gleichen Fehler passieren. Achte insbesondere auf diese Stolpersteine:
- Zu wenig Fokus auf Beinarbeit: Wer nur den Schläger trainiert, aber kaum an Positionierung arbeitet, bleibt am Netz unsicher.
- Zu hohe Geschwindigkeit zu früh: Qualität vor Tempo. Baue erst eine saubere Technik auf, bevor du die Intensität steigerst.
- Mangelnde Variation: Trainiere verschiedene Ballhöhen, Geschwindigkeiten und Winkel, um im Match flexibel zu bleiben.
- Kein Transfer ins Match: Nutze Trainingsspiele und spezielle Punktregeln, damit du das Erlernte im Wettkampf wirklich anwendest.
- Vernachlässigung der mentalen Komponente: Arbeite bewusst an Selbstvertrauen, Routinen und Mut, nach vorne zu gehen.
Wer diese typischen Fehler kennt und bewusst gegensteuert, profitiert deutlich mehr von jeder Trainingsminute am Netz.
Fazit: Effektiv zum starken Volleyspiel am Netz
Ein starkes Volleyspiel ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis gezielten, durchdachten Trainings. Technik, Beinarbeit, Reaktionsfähigkeit, Taktik und mentale Stärke greifen wie Zahnräder ineinander. Wer alle Bereiche systematisch trainiert, wird am Netz zunehmend sicherer, aggressiver und erfolgreicher.
Plane feste Volley-Einheiten in deine Trainingswoche ein, variiere deine Übungen und hole dir regelmäßig Feedback von Trainerinnen, Trainern oder Spielpartnern. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass du nicht nur mehr Punkte am Netz gewinnst, sondern dein gesamtes Spiel variabler und unberechenbarer wird. So wird das Volleyspiel am Netz zu einer echten Waffe in deinem Repertoire.


