Fokusübungen vor dem Aufschlag: So triffst du im Tennis mit klarem Kopf
Entdecke wirkungsvolle Fokusübungen vor dem Aufschlag im Tennis: Atemtechniken, visuelle Fixpunkte, Rituale und Routinen für mehr Ruhe, Präzision und Konstanz.

Ein konstanter, druckvoller Aufschlag beginnt nicht mit der Schlagbewegung, sondern im Kopf. Mentale Fokusübungen vor dem Aufschlag helfen dir, Nervosität zu reduzieren, Routinen zu etablieren und die Trefferquote nachhaltig zu steigern. Mentale Techniken wie Atemübungen, visuelle Fixpunkte oder kurze Rituale werden im modernen Tennistraining gezielt eingesetzt, um die Konzentration in entscheidenden Momenten zu bündeln und Fehler durch Hektik zu vermeiden.
Warum Fokus vor dem Aufschlag so wichtig ist
Der Aufschlag ist der einzige Schlag im Tennis, bei dem du die Situation vollständig kontrollierst: Tempo, Platzierung und Rhythmus liegen in deiner Hand. Gerade deshalb entscheiden mentale Faktoren hier besonders stark über Erfolg oder Misserfolg. Wenn dein Kopf mit Ärger über den letzten Punkt, mit taktischen Zweifeln oder mit der Angst vor Doppelfehlern beschäftigt ist, leidet deine Bewegungsausführung – oft ohne dass du es selbst sofort bemerkst.
Gezielte Fokusübungen vor dem Aufschlag wirken wie ein mentaler Reset-Knopf. Sie unterbrechen negative Gedankenspiralen, holen deine Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt und lenken sie auf einen einzigen klaren Schwerpunkt, zum Beispiel den Ballkontakt oder den Ballwurf. Dadurch wird dein Aufschlag ruhiger, gleichmäßiger und reproduzierbarer, was dir vor allem in engen Spielsituationen einen entscheidenden Vorteil verschaffen kann.
Prinzipien wirksamer Fokusübungen
Damit Fokusübungen vor dem Aufschlag wirken, sollten sie einfach, wiederholbar und individuell anpassbar sein. Komplexe mentale Routinen funktionieren in der Praxis schlechter, weil du unter Druck nicht die Kapazität hast, an viele Details zu denken. Stattdessen haben sich kurze, klar strukturierte Abläufe bewährt, die du vor jedem Aufschlag fast automatisch abspulen kannst.
Wichtige Elemente guter Fokusroutinen sind eine konstante Reihenfolge, ein zeitlich überschaubarer Rahmen von wenigen Sekunden und ein klar definierter mentaler Anker, wie etwa ein Wort, ein Bild oder ein Gefühl. Zusätzlich hilft es, die gleiche Routine im Training immer wieder zu wiederholen, damit sie im Match ohne Nachdenken abrufbar ist. Je vertrauter dir der Ablauf wird, desto mehr Sicherheit vermittelt er dir in angespannten Momenten.
Einfache Atemübungen zur Beruhigung
Atemtechniken sind eine der effektivsten Methoden, um Nervosität vor dem Aufschlag abzubauen und den Fokus zu schärfen. Eine ruhige, bewusste Atmung senkt nachweislich den Puls, reduziert körperliche Anspannung und schafft einen kurzen Moment innerer Ruhe. Besonders hilfreich ist das, wenn du mehrere Punkte in Folge verloren hast oder bei Break- und Satzbällen aufschlägst.
Eine einfache Variante ist die sogenannte 2-6-Atmung: Atme durch die Nase tief ein, zähle dabei gedanklich bis zwei, halte den Atem kurz an und atme dann etwa sechs Sekunden langsam durch den Mund wieder aus. Wiederhole diese Sequenz ein- bis zweimal, bevor du dich zum Aufschlag aufstellst. Wichtig ist, dass du die Bewegung mit der Atmung verbindest: Während du ausatmest, kannst du etwa deinen Griff korrigieren oder den Ball mehrmals locker auftippen.
- Achte darauf, dass deine Schultern beim Ausatmen bewusst locker werden.
- Vermeide hektisches Ein- und Ausatmen – der Ablauf soll ruhig und kontrolliert wirken.
- Nutze die Atmung immer gleich vor dem Aufschlag, damit sie Teil deiner Routine wird.
Visuelle Fixpunkte nutzen
Der Blick spielt beim Fokussieren eine entscheidende Rolle. Viele Spieler lassen die Augen zwischen Gegner, Netz, Zuschauern und Scoreboard hin- und herspringen, was die geistige Unruhe verstärkt. Ein visueller Fixpunkt hilft dir, die Gedanken zu bündeln und Ablenkungen auszublenden. Dieser Fixpunkt kann der Ball in deiner Hand sein, ein bestimmter Punkt auf dem Schlägerrahmen oder eine Stelle auf dem Platz.
Eine praktische Übung ist: Fixiere vor jedem Aufschlag für zwei bis drei Sekunden bewusst den Ball in deiner Schlaghand. Nimm dabei die Farbe, die Nähte und die Struktur des Filzes wahr, ohne zu bewerten. Während du den Ball betrachtest, blendest du alles andere aus. Diese kurze, „sture“ Konzentration auf einen Punkt trainiert deine Fähigkeit, deine Aufmerksamkeit willentlich zu steuern und sie nicht von äußeren Reizen bestimmen zu lassen.
- Wähle einen Fixpunkt, den du in jeder Spielsituation sicher zur Verfügung hast, am besten den Ball.
- Verknüpfe den Fixpunkt mit einem ruhigen Atemzug, um Körper und Geist zu synchronisieren.
- Halte die Dauer gleich, damit dein Timing beim Aufschlag konstant bleibt.
Rituale mit dem Ball vor dem Aufschlag
Rituale mit dem Ball – etwa das Auftippen vor dem Aufschlag – sind im Profitennis weit verbreitet, und das aus gutem Grund. Sie dienen nicht nur dazu, den Rhythmus für den Aufschlag zu finden, sondern vor allem dazu, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Ein bewusst ausgeführtes Auftipp-Ritual schafft Struktur, signalisiert dem Körper den bevorstehenden Schlag und gibt dir das Gefühl, die Situation aktiv zu steuern.
Eine wirksame Variante besteht darin, den Ball vor jedem Aufschlag fünf- bis siebenmal mit dem Schläger aufzutippen und dabei innerlich mitzuzählen. Das laute Zählen ist nicht nötig; die Konzentration auf die Anzahl der Kontakte reicht aus. Während du zählst, bleibt dein Blick auf dem Ball, und dein Geist erhält eine klare Aufgabe – damit reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, dass sich störende Gedanken in den Vordergrund drängeln.
- Lege im Voraus fest, wie oft du auftippst, und halte diese Zahl konsequent ein.
- Kombiniere das Auftippen mit einem Fokuswort, zum Beispiel „Ruhe“ oder „Treffer“.
- Nutze das Ritual auch im Training, damit es dir im Match vertraut und sicher vorkommt.
Mentale Checkliste in drei Schritten
Eine kurze mentale Checkliste hilft dir, vor dem Aufschlag die wichtigsten Aspekte zu überprüfen, ohne den Kopf zu überladen. Der Schlüssel ist, die Checkliste auf maximal drei Punkte zu beschränken. So bleibt sie auch unter Druck leicht anwendbar. Ein typischer Dreischritt könnte aus Ziel, Taktik und Gefühl bestehen.
Beispielsweise kannst du dir vor jedem Aufschlag folgendes innerlich vorsagen: „Ziel: Rückhandseite des Gegners, Taktik: hoher erster Aufschlag mit Spin, Gefühl: lockerer Arm und flüssiger Schwung.“ Diese Stichwörter müssen nicht in ganzen Sätzen formuliert sein – es reicht, wenn du sie gedanklich kurz anspielst. Mit der Zeit verknüpfst du diesen Ablauf automatisch mit einer klaren, selbstbewussten Aufschlagvorbereitung.
- Formuliere deine Checkliste in kurzen, prägnanten Begriffen.
- Vermeide technische Details wie „Ellbogenwinkel“, um nicht in Überkontrolle zu geraten.
- Wiederhole immer dieselbe Reihenfolge, damit der Ablauf automatisiert wird.
Visualisierung des nächsten Aufschlags
Visualisieren bedeutet, den gewünschten Aufschlag vor dem inneren Auge abzuspielen, bevor du ihn tatsächlich ausführst. Viele Spitzenspieler nutzen diese Technik, um den Körper auf eine bestimmte Bewegung und Flugkurve vorzubereiten. Das Gehirn reagiert auf mental vorgestellte Bewegungen ähnlich wie auf reale, sodass die Visualisierung deine koordinativen Prozesse unterstützen kann.
Stelle dir vor, wie der Ball aus deiner Hand aufsteigt, du ihn am höchsten Punkt sauber triffst und er mit der gewünschten Geschwindigkeit und Platzierung in das anvisierte Feld fliegt. Achte in deiner Vorstellung auf ein positives, klares Bild, ohne Raum für Zweifel. Du musst dafür nicht lange innehalten – oft reichen ein bis zwei Sekunden, in denen du dir den „perfekten“ Aufschlag kurz vorstellst. Dieser mentale Film sammelt deine Konzentration und gibt dir eine klare Zielrichtung.
- Visualisiere vor allem in wichtigen Spielphasen, etwa bei Break- oder Satzbällen.
- Nimm möglichst viele Details wahr: Ballflug, Bodenkontakt, Reaktion des Gegners.
- Bleibe konsequent bei positiven Bildern und ersetze negative Vorstellungen sofort.
Körperhaltung und Körpersprache
Deine Körperhaltung vor dem Aufschlag beeinflusst nicht nur die Technik, sondern auch deinen mentalen Zustand. Eine aufrechte, stabile Position mit leicht gebeugten Knien und einem klaren Stand signalisiert deinem Gehirn Bereitschaft und Kontrolle. Hängende Schultern, unruhige Schritte oder nervöses Herumzupfen an der Kleidung dagegen verstärken Unsicherheit.
Nutze deine Körpersprache bewusst als Fokusinstrument. Stelle dich vor jedem Aufschlag in deine „Aufschlag-Position“: Schultern zurück, Blick nach vorne, Füße fest, aber locker am Boden. Nimm einen ruhigen Atemzug und erlaube dir bewusst, alle Gedanken an vorherige Punkte loszulassen. Dieser Mini-Moment von Haltung und Präsenz setzt ein klares inneres Signal: Jetzt beginnt ein neuer Punkt, und du bist bereit, ihn zu gestalten.
Kurze Routine zwischen zwei Aufschlägen
Nach einem Fehlaufschlag steigt oft der Druck, den zweiten unbedingt ins Feld bringen zu müssen. Genau hier lohnt sich eine gezielte Fokusroutine zwischen erstem und zweitem Aufschlag. Ziel ist es, nicht in Panik zu verfallen, sondern ruhig, klar und mit einem Plan an die nächste Ausführung heranzugehen.
Eine mögliche Routine könnte so aussehen: Du drehst dich kurz seitlich weg, richtest deine Saiten, atmest einmal tief aus und sagst dir innerlich ein einfaches Schlüsselwort wie „sicher“ oder „locker“. Dann nimmst du deine Aufschlagposition wieder ein, fixierst den Ball und startest ohne Hektik. Dadurch verhinderst du, dass der zweite Aufschlag zur bloßen „Rettungsaktion“ wird, und behältst trotz des Fehlers ein Gefühl von Kontrolle und Struktur.
- Vermeide es, dich über den ersten Fehler zu ärgern – die Routine soll ein Cut sein.
- Nutze immer das gleiche Schlüsselwort, um ein klares Sicherheitsgefühl aufzubauen.
- Halte den zeitlichen Rahmen kurz, damit du im Flow des Spiels bleibst.
Fokusübungen ins Training integrieren
Fokusübungen vor dem Aufschlag entfalten ihre volle Wirkung nur, wenn sie regelmäßig trainiert werden. Statt sie nur im Match spontan auszuprobieren, solltest du sie bewusst in deine Trainingseinheiten einbauen. Wähle eine oder zwei Übungen aus, die dir besonders liegen, und nutze sie konsequent in Aufschlagserien und Trainingsspielen.
Eine gute Methode ist, dir für eine komplette Trainingseinheit ein Fokusziel zu setzen, etwa: „Heute nutze ich vor jedem Aufschlag die 2-6-Atmung und den visuellen Fixpunkt auf den Ball.“ Notiere nach der Einheit kurz, wie sich dein Aufschlag angefühlt hat und ob du Unterschiede in Ruhe, Präzision oder Tempo wahrgenommen hast. So verbindest du objektive Beobachtung mit subjektivem Gefühl und kannst deine Routine gezielt weiterentwickeln.
- Beginne mit wenigen Fokusübungen und erweitere dein Repertoire nach und nach.
- Bitte deinen Trainer oder Spielpartner, dich an deine Routine zu erinnern, wenn du sie vergisst.
- Beobachte, welche Übungen dir in Stresssituationen besonders gut helfen, und priorisiere diese.
Typische Fehler bei Fokusroutinen
Ein häufiger Fehler ist, zu viele Elemente in die Fokusroutine zu packen. Wenn du gleichzeitig an Atmung, Visualisierung, taktische Planung und Technikdetails denken möchtest, überlastest du dein Arbeitsgedächtnis. Die Folge: Du wirkst zwar „beschäftigt“, aber nicht wirklich fokussiert. Halte deine Routine daher bewusst schlank und vertraue darauf, dass du im Training genug an der Technik gearbeitet hast.
Ein weiterer Fehler besteht darin, Fokusübungen nur dann zu verwenden, wenn es brenzlig wird, zum Beispiel bei Satzbällen. Dadurch fehlt dir die Routine, und die Übungen fühlen sich in genau den wichtigsten Momenten ungewohnt an. Besser ist es, Fokusübungen grundsätzlich vor jedem Aufschlag zu nutzen – egal ob beim ersten Punkt eines Spiels, beim Training oder im Match. So werden sie zu einem stabilen, verlässlichen Bestandteil deines Spiels.
- Vermeide es, Fokusübungen ständig zu wechseln – gib einer Methode Zeit zu wirken.
- Setze dein Vertrauen mehr in klare Abläufe als in spontane Eingebungen.
- Akzeptiere, dass nicht jeder Aufschlag perfekt sein wird, auch mit Routine – das Ziel ist Konstanz, nicht Perfektion.
Deine persönliche Fokusroutine entwickeln
Jeder Spieler ist unterschiedlich, daher gibt es nicht die eine perfekte Routine für alle. Entscheidend ist, dass deine Fokusübungen zu deiner Persönlichkeit, deinem Spielstil und deinem Temperament passen. Ein emotionaler, impulsiver Spieler braucht möglicherweise mehr beruhigende Elemente, während ein eher zurückhaltender Spieler stärkere Aktivierungsreize benötigt, um in den richtigen Wachheitszustand zu kommen.
Starte mit einer einfachen Kombination aus drei Elementen: einer kurzen Atemsequenz, einem visuellen Fixpunkt und einem Fokuswort oder einer Mini-Visualisierung. Teste diese Kombination über mehrere Wochen im Training und im Match und passe sie behutsam an, wenn du merkst, dass bestimmte Teile für dich besonders gut funktionieren. Mit der Zeit entsteht so eine maßgeschneiderte Routine, die du vor jedem Aufschlag fast automatisch abrufst und die dir hilft, mit klarem Kopf, stabiler Technik und innerer Überzeugung aufzuschlagen.


