Winterreifen mit Spikes montieren: Sicher durch Eis und Schnee
Winterreifen mit Spikes montieren: Erfahre Schritt für Schritt, worauf du bei Auswahl, Montage, Einfahren und Pflege achten musst, inklusive wichtiger Gesetzesregeln für sichere Fahrten auf Eis und Schnee.

Wer im Winter auch bei Eis, festgefahrenem Schnee und extremen Minusgraden sicher unterwegs sein will, kommt an Winterreifen mit Spikes kaum vorbei. Sie bieten deutlich mehr Traktion und kürzere Bremswege auf Eis als herkömmliche Winterreifen. Gleichzeitig gelten für Spikereifen strenge gesetzliche Regeln und besondere Anforderungen an Montage, Pflege und Nutzung.
In diesem Beitrag erfährst du, worauf du vor der Montage achten musst, welche gesetzlichen Bestimmungen gelten, wie die Montage Schritt für Schritt funktioniert und wie du deine Spikereifen richtig pflegst. So bist du rechtlich auf der sicheren Seite und profitierst maximal von der zusätzlichen Sicherheit auf winterlichen Straßen.
Was sind Spikereifen und wann sind sie sinnvoll?
Spikereifen sind Winterreifen, in deren Lauffläche kleine Metallstifte (Spikes) eingearbeitet oder nachträglich eingebracht werden. Diese Metallstifte dringen beim Fahren leicht in Eis und sehr harten Schnee ein und sorgen so für deutlich mehr Grip. Vor allem bei Glatteis, gefrorenem Schneematsch oder auf ungeräumten Nebenstraßen kann das einen entscheidenden Sicherheitsvorteil bedeuten.
Typische Einsatzbereiche von Spikereifen sind:
- Regionen mit langen, strengen Wintern und häufigem Glatteis.
- Bergregionen mit stark verschneiten und vereisten Passstrecken.
- Abgelegene, selten geräumte Straßen oder Forstwege.
- Berufliche Fahrten, bei denen hohe Winter-Zuverlässigkeit notwendig ist (z. B. Lieferdienste, Rettungsdienste in bestimmten Regionen).
Auf trockener oder nur nasser Fahrbahn bringen Spikes dagegen kaum Vorteile und können – je nach Fahrbahnbelag – sogar Nachteile wie höheren Verschleiß, längere Bremswege und stärkere Geräuschentwicklung mit sich bringen. Darum ist es wichtig, Spikereifen wirklich nur dann einzusetzen, wenn sie aufgrund der Witterung notwendig und erlaubt sind.
Rechtliche Grundlagen und Einschränkungen
Bevor du Winterreifen mit Spikes montierst, solltest du dich unbedingt mit den gesetzlichen Regelungen in deinem Land und deiner Region vertraut machen. Die Vorschriften unterscheiden sich je nach Staat und teilweise sogar je nach Bundesland oder Region.
Typische rechtliche Regelungen sind unter anderem:
- Zeitliche Einschränkungen: Spikereifen sind oft nur in einem bestimmten Zeitraum erlaubt, zum Beispiel von 1. November bis 31. März oder bei tatsächlichen winterlichen Straßenverhältnissen.
- Geschwindigkeitsbegrenzungen: Häufig gilt eine reduzierte zulässige Höchstgeschwindigkeit, wenn Spikereifen montiert sind, etwa 80 km/h außerorts und 100 km/h auf Autobahnen.
- Kennzeichnung des Fahrzeugs: In einigen Ländern ist eine spezielle Plakette oder ein Aufkleber am Fahrzeugheck vorgeschrieben, der auf Spikereifen hinweist.
- Regionale Fahrverbote: Auf bestimmten Straßen, Brücken oder in Tunneln können Spikereifen verboten sein, weil sie den Fahrbahnbelag stärker beschädigen.
- Versicherungsaspekte: Die Nutzung von Spikereifen außerhalb der erlaubten Zeit oder in verbotenen Bereichen kann im Schadensfall zu Problemen mit der Versicherung führen.
Informiere dich am besten vor der Montage bei:
- der Straßenverkehrsbehörde oder dem Kraftfahrzeugamt,
- deinem Reifenhändler oder Autohaus,
- deiner Kfz-Versicherung.
So stellst du sicher, dass du die Spikereifen regelkonform nutzt und keine Bußgelder oder Versicherungsprobleme riskierst.
Voraussetzungen: Geeignete Reifen und Felgen auswählen
Bevor es an die eigentliche Montage geht, musst du die passenden Reifen und Felgen auswählen. Nicht jeder Winterreifen ist für Spikes geeignet, und nicht jede Felge passt zu jeder Reifengröße.
Achte auf folgende Punkte:
- Spike-fähige Winterreifen: Auf der Reifenflanke ist in der Regel angegeben, ob der Reifen für Spikes freigegeben ist. Verwende nur Reifen, die ausdrücklich für die Bestückung mit Spikes vorgesehen sind.
- Reifengröße und Traglast: Die Größe muss zu deinem Fahrzeug passen und in den Fahrzeugpapieren beziehungsweise in der CoC-Bescheinigung freigegeben sein.
- Qualität und Profiltiefe: Die Reifen sollten neuwertig oder zumindest in sehr gutem Zustand sein. Eine ausreichende Profiltiefe (deutlich über der gesetzlichen Mindestgrenze) ist für die sichere Aufnahme der Spikes wichtig.
- Passende Felgen: Sowohl Stahl- als auch Alufelgen können verwendet werden, solange sie für die jeweilige Reifengröße zugelassen sind. Viele Fahrer bevorzugen für harte Winterbedingungen robuste Stahlfelgen.
- Komplettsätze: Am sichersten ist es, alle vier Räder mit Spikereifen auszustatten. Mischbereifung (nur vorne oder hinten Spikes) kann das Fahrverhalten deutlich verschlechtern und ist meist nicht zulässig.
In vielen Fällen lohnt es sich, direkt fertig bestückte Spikereifen zu kaufen, bei denen die Spikes bereits vom Hersteller oder Fachbetrieb eingebracht wurden. Damit reduzierst du das Risiko von Montagefehlern.
Spikes nachträglich montieren: Nur vom Fachmann?
Grundsätzlich gibt es zwei Varianten von Spikereifen:
- Reifen, bei denen die Spikes bereits im Werk montiert wurden.
- Reifen, die für eine nachträgliche Bestückung mit Spikes vorbereitet sind.
Für die nachträgliche Bestückung sind spezielle Spike-Modelle und Montagewerkzeuge nötig. Die Spikes werden in dafür vorgesehene Löcher im Profil eingepresst. Diese Arbeit erfordert Erfahrung, denn die Spikes müssen exakt in Tiefe und Winkel sitzen. Fehler bei der Montage können zu:
- ungleicher Abnutzung,
- Schäden am Reifen,
- herausfallenden Spikes,
- stark erhöhtem Fahrgeräusch
führen.
Darum empfiehlt es sich in der Praxis, die Montage der Spikes einem Fachbetrieb zu überlassen. Viele Reifenhändler und Werkstätten bieten einen Spikereifen-Service an, der neben der reinen Bestückung auch das Wuchten und die fachgerechte Montage am Fahrzeug umfasst.
Vorbereitung des Fahrzeugs auf Spikereifen
Bevor die Spikereifen montiert werden, solltest du dein Fahrzeug gründlich überprüfen lassen. Gerade starke Winterbedingungen belasten das Fahrzeug zusätzlich, und Spikereifen entfachen ihr Potenzial nur, wenn das Gesamtfahrzeug technisch in Ordnung ist.
Wichtige Punkte bei der Vorbereitung:
- Bremsanlage: Scheiben, Beläge und Bremsflüssigkeit sollten in einwandfreiem Zustand sein. Eine gute Bremsanlage ist die Basis, damit du von den kürzeren Bremswegen auf Eis profitierst.
- Stoßdämpfer und Fahrwerk: Defekte Stoßdämpfer verschlechtern den Bodenkontakt. Gerade mit Spikereifen ist ein stabiler Fahrbahnkontakt entscheidend für Grip und Spurtreue.
- Lenkung: Spiel in der Lenkung oder defekte Spurstangen können zu unruhigem Fahrverhalten führen, das sich mit Spikereifen noch verstärkt.
- Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS): Wenn dein Fahrzeug damit ausgestattet ist, müssen die Sensoren in den Felgen berücksichtigt oder ggf. neu angelernt werden.
Ein kurzer Winter-Check in der Werkstatt ist sinnvoll, bevor du auf Spikereifen umrüstest. So lässt sich vermeiden, dass technische Mängel den Sicherheitsvorteil der Spikes zunichtemachen.
Spikereifen montieren: Schritt-für-Schritt-Anleitung (Radwechsel)
Wenn deine Spikereifen bereits fertig bestückt sind, unterscheidet sich die Montage am Fahrzeug nur wenig von einem normalen Radwechsel. Trotzdem solltest du sorgfältig und systematisch vorgehen.
Benötigte Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Wagenheber (fahrzeugspezifisch oder hydraulisch),
- Unterstellböcke für zusätzliche Sicherheit,
- Kreuzschlüssel oder Drehmomentschlüssel,
- Drahtbürste (zum Reinigen der Auflageflächen),
- Handschuhe und stabiler Untergrund.
So gehst du vor:
- 1. Fahrzeug sichern: Stelle das Auto auf einen ebenen, festen Untergrund. Lege den ersten Gang ein (bzw. „P“ bei Automatik) und ziehe die Handbremse an. Sichere das jeweils gegenüberliegende Rad mit einem Unterlegkeil.
- 2. Radmuttern lösen: Löse die Radmuttern des ersten Rades über Kreuz leicht, solange das Auto noch auf dem Boden steht. Nicht ganz herausdrehen, nur anlösen.
- 3. Fahrzeug anheben: Setze den Wagenheber an den vorgesehenen Punkten an und hebe das Fahrzeug so weit an, bis das Rad frei in der Luft hängt. Nutze nach Möglichkeit Unterstellböcke zur zusätzlichen Absicherung.
- 4. Rad abnehmen: Schraube die Radmuttern vollständig ab und nimm das Rad ab. Achte darauf, dass es nicht verkantet oder herunterfällt.
- 5. Auflagefläche reinigen: Reinige die Auflagefläche an der Radnabe mit einer Drahtbürste, um Rost und Schmutz zu entfernen. Eine saubere Auflagefläche sorgt dafür, dass das Rad plan anliegt.
- 6. Spikereifen montieren: Setze den Spikereifen auf die Radnabe und schraube die Radmuttern handfest an. Achte dabei auf die Laufrichtung des Reifens, die durch Pfeile oder Markierungen auf der Seitenwand gekennzeichnet ist.
- 7. Radmuttern vorziehen: Ziehe die Muttern über Kreuz mit dem Radkreuz leicht an, solange das Auto noch angehoben ist.
- 8. Fahrzeug ablassen: Senke das Fahrzeug vorsichtig ab, bis das Rad vollständig auf dem Boden steht, und entferne den Wagenheber.
- 9. Radmuttern mit Drehmoment anziehen: Ziehe die Muttern nun mit einem Drehmomentschlüssel auf das vom Hersteller vorgeschriebene Drehmoment an – ebenfalls über Kreuz.
- 10. Schritte wiederholen: Wiederhole alle Schritte für die übrigen Räder.
Nach etwa 50–100 gefahrenen Kilometern sollten die Radmuttern noch einmal mit dem Drehmomentschlüssel überprüft und gegebenenfalls nachgezogen werden.
Einfahren von Spikereifen: So gehst du richtig vor
Frisch montierte Spikereifen benötigen eine Einfahrphase, damit sich die Spikes optimal im Gummi setzen und fest verankern können. Dieser Prozess ist entscheidend für die Lebensdauer und die Funktion der Spikes.
Beachte während der ersten 300–500 Kilometer folgende Punkte:
- Moderate Geschwindigkeit: Fahre möglichst nicht dauerhaft an der Höchstgeschwindigkeit und vermeide sehr hohe Geschwindigkeiten, auch wenn sie gesetzlich erlaubt wären.
- Sanfte Beschleunigung und Bremsung: Vermeide starkes Anfahren, Vollbremsungen und abruptes Gasgeben, um die Spikes nicht zu früh herauszureißen.
- Keine extremen Kurvenmanöver: Fahre Kurven ruhig und gleichmäßig, ohne aggressive Lenkbewegungen.
- Wechselnde Straßenbedingungen: Ideal ist eine Mischung aus verschneiten, matschigen und trockenen Fahrbahnen, ohne die Spikes über längere Zeit auf heißem Asphalt zu belasten.
Wenn die Spikes richtig eingefahren wurden, sitzen sie stabil im Reifen und gewährleisten über die gesamte Lebensdauer des Reifens ein möglichst gleichmäßiges und zuverlässiges Fahrverhalten.
Fahrverhalten mit Spikereifen: Wichtige Tipps
Spikereifen verändern das Fahrgefühl im Vergleich zu herkömmlichen Winterreifen. Um sicher unterwegs zu sein, solltest du dein Fahrverhalten entsprechend anpassen und dich auf die Besonderheiten einstellen.
Wichtige Hinweise für den Alltag:
- Längere Bremswege auf trockener Straße: Auf trockener oder nasser, aber nicht vereister Fahrbahn können Bremswege mit Spikereifen länger sein. Halte daher mehr Abstand und fahre vorausschauend.
- Geräuschentwicklung: Die Metallspikes verursachen ein deutlich hörbares Abrollgeräusch. Das ist normal und kein Grund zur Sorge, solange keine ungewöhnlichen Vibrationen auftreten.
- Vorsicht bei wechselndem Untergrund: Der Grip auf Eis ist hervorragend, auf blankem Asphalt jedoch deutlich geringer. Nimm Geschwindigkeit heraus, wenn sich der Untergrund plötzlich ändert.
- Sanfte Lenkbewegungen: Vermeide hektisches Lenken. Mit ruhigen, gleichmäßigen Lenkmanövern bleibt das Fahrzeug besser kontrollierbar.
- Grenzen kennen: Auch mit Spikes bist du nicht unbesiegbar. Physikalische Grenzen lassen sich nicht aushebeln. Passe Tempo und Fahrstil immer an die Sicht- und Straßenverhältnisse an.
Pflege und Kontrolle von Spikereifen
Damit deine Spikereifen möglichst lange halten und ihren Sicherheitsvorteil behalten, solltest du sie regelmäßig prüfen und pflegen. Ein kurzer Blick vor jeder längeren Fahrt kann bereits helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
Achte besonders auf:
- Spikes: Überprüfe, ob Spikes fehlen oder stark abgenutzt sind. Einzelne fehlende Spikes sind meist unkritisch, doch wenn größere Flächen betroffen sind, solltest du den Reifen prüfen lassen.
- Profiltiefe: Auch bei Spikereifen gilt: Je mehr Profil, desto sicherer. Halte dich nicht nur an die gesetzliche Mindestprofiltiefe, sondern plane einen Sicherheitszuschlag ein.
- Reifendruck: Kontrolliere den Druck regelmäßig und passe ihn den Herstellerangaben und den winterlichen Temperaturen an. Kalte Luft reduziert den Reifendruck.
- Beschädigungen: Achte auf Risse, Beulen, Schnitte oder Fremdkörper im Profil. Solche Schäden sollten von einer Fachwerkstatt beurteilt werden.
Eine gleichmäßige Abnutzung der Spikes und des Profils erreichst du, indem du die Räder regelmäßig achsweise tauschst (z. B. von vorne nach hinten), sofern es die Laufrichtung der Reifen zulässt. Viele Werkstätten bieten einen saisonalen Reifen-Check an, bei dem Spikes, Profil und allgemeiner Zustand professionell geprüft werden.
Richtige Lagerung außerhalb der Spikesaison
Da Spikereifen nur in einem begrenzten Zeitraum gefahren werden dürfen und außerhalb der Saison meist verboten sind, spielt die Lagerung eine wichtige Rolle. Eine falsche Lagerung kann die Gummimischung und die Spikes beschädigen.
Beachte bei der Einlagerung:
- Reinigung: Wasche die Räder gründlich, um Salz, Schmutz und kleine Steine aus dem Profil zu entfernen. Lass sie vollständig trocknen, bevor du sie einlagerst.
- Dunkler, kühler Ort: Lagere die Reifen an einem trockenen, kühlen und dunklen Ort, fern von direkter Sonneneinstrahlung oder Wärmequellen.
- Kontakt mit Chemikalien vermeiden: Halte die Reifen von Öl, Benzin, Lösungsmitteln und Ozonquellen fern, da diese das Gummi angreifen können.
- Lagermethode: Kompletträder mit Felgen kannst du gestapelt oder an Felgenbäumen hängend lagern. Reifen ohne Felgen sollten hochkant stehend gelagert und gelegentlich leicht gedreht werden.
- Beschriftung: Markiere die Position jedes Rades (z. B. „VL“ für vorne links), um beim nächsten Saisonwechsel eine sinnvolle Rotation durchführen zu können.
Sicher und legal unterwegs mit Spikereifen
Winterreifen mit Spikes können in Regionen mit harten Wintern ein entscheidender Sicherheitsfaktor sein. Sie bieten auf Eis und festgefahrenem Schnee einen deutlichen Grip-Vorteil und helfen dabei, das Fahrzeug auch in kritischen Situationen besser zu kontrollieren. Gleichzeitig setzen sie ein sorgfältiges Vorgehen bei Auswahl, Montage und Nutzung voraus.
Wenn du die gesetzlichen Bestimmungen beachtest, auf hochwertige, für Spikes geeignete Reifen setzt und die Montage idealerweise vom Fachbetrieb durchführen lässt, bist du auf der sicheren Seite. Mit einem angepassten, defensiven Fahrstil, regelmäßiger Kontrolle und richtiger Lagerung hast du an deinen Spikereifen viele Winter lang Freude – und kommst sicher ans Ziel, auch wenn die Straßenbedingungen alles andere als freundlich sind.


