Sicher auf der Piste: Pistenrettung verstehen und Notrufnummern richtig speichern
Erfahre, wie Pistenrettung funktioniert, welche Notrufnummern du im Skiurlaub speichern solltest und wie du im Ernstfall richtig handelst. Mit praktischen Tipps für mehr Sicherheit auf der Piste.

Ein Tag im Schnee soll Spaß machen: frische Bergluft, perfekt präparierte Pisten und das Gefühl von Freiheit. Doch wo Geschwindigkeit und Naturgewalten aufeinandertreffen, steigt auch das Risiko für Unfälle. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie Pistenrettung funktioniert und wie du Notrufnummern richtig speicherst, bevor etwas passiert – nicht erst danach.
Warum Vorbereitung auf der Piste so wichtig ist
Viele Skifahrerinnen und Snowboarder machen sich über Sicherheit erst Gedanken, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei entscheidet gute Vorbereitung im Ernstfall oft über Minuten – und Minuten können auf der Piste lebenswichtig sein. Lawinen, Kollisionen, Stürze abseits der markierten Pisten oder einfach ein unglücklicher Schwung können schwere Verletzungen verursachen.
Je besser du weißt, wen du anrufen musst, welche Informationen benötigt werden und wie die Pistenrettung organisiert ist, desto ruhiger und schneller kannst du im Notfall handeln. Das hilft nicht nur dir selbst, sondern auch deinen Mitfahrenden und anderen Wintersportlern.
Wie die Pistenrettung organisiert ist
Die Pistenrettung wird meistens von den Bergbahnen, Skigebietsbetreibern oder lokalen Bergrettungsdiensten organisiert. Sie arbeiten eng mit Notrufzentralen, Rettungsdiensten, Hubschraubern und Krankenhäusern zusammen. Ziel ist es, Verunfallte so schnell und so schonend wie möglich zu versorgen und ins Tal zu bringen.
- Patrouillen auf der Piste: Speziell geschulte Pistenretter fahren die Pisten ab, kontrollieren die Sicherheit und sind bei Meldungen schnell vor Ort.
- Erste Hilfe im Gelände: Am Unfallort wird der Verletzte zuerst medizinisch gesichert, stabilisiert und vor Kälte geschützt.
- Abtransport: Je nach Schwere der Verletzung erfolgt der Transport mit dem Akia (Rettungsschlitten), Motorschlitten, Pistenfahrzeug oder Hubschrauber.
- Koordination mit Notrufzentrale: Die Pistenrettung steht mit Leitstellen in Verbindung, um Notärzte, Krankenwagen oder Helikopter rechtzeitig zu alarmieren.
In vielen Skigebieten ist die Pistenrettung gut sichtbar: mit farbigen Westen, Rettungsrucksäcken oder gekennzeichneten Hütten. Notiere dir schon vor der ersten Abfahrt die wichtigsten Nummern deines Skigebiets – diese findest du auf Pistenplänen, an Liftstationen oder auf der Website des Gebiets.
Wichtige Notrufnummern im Skigebiet
In Europa gelten einige einheitliche Nummern, die du dir unbedingt merken und im Handy speichern solltest. Zusätzlich hat fast jedes Skigebiet eine eigene Pistenrettungsnummer, über die du direkt die lokalen Retter erreichst.
- 112 – Europäischer Notruf: In fast allen europäischen Ländern kannst du mit 112 Polizei, Rettung und Feuerwehr erreichen. Ideal, wenn du die lokale Nummer nicht kennst.
- 144 / 118 / 15 etc. – Nationale Rettungsnummern: Je nach Land gibt es zusätzlich spezielle Nummern für den Rettungsdienst. Informiere dich vor deinem Urlaub, welche Nummer in deinem Zielgebiet gilt.
- Pistenrettungsnummer des Skigebiets: Steht häufig auf dem Skipass, am Pistenplan und an der Talstation. Diese Nummer verbindet dich direkt mit der lokalen Pistenrettung, die sich im Gebiet bestens auskennt.
- Notruf-Apps: Einige Länder und Regionen bieten spezielle Apps an, die im Notfall automatisch Standortdaten an die Leitstelle übertragen.
Wichtig: Nicht davon ausgehen, dass du dir diese Nummern "schon merken wirst". Im Stress eines Unfalls, bei Kälte oder Schock erinnerst du dich oft schlechter. Besser ist es, strukturiert vorzusorgen.
Notrufnummern richtig im Smartphone speichern
Damit du im Ernstfall nicht lange suchen musst, sollten alle wichtigen Notfallkontakte klar benannt und leicht zugänglich sein. Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um dein Smartphone vor dem Skiurlaub dafür vorzubereiten.
- Einheitliche Bezeichnung wählen: Speichere z. B. „Notruf 112“, „Pistenrettung <Skigebiet>“ oder „Bergrettung <Region>“. So findest du sie schnell in der Kontaktliste.
- Favoriten nutzen: Lege Notrufnummern unter den Favoriten an, damit sie mit einem Fingertipp erreichbar sind.
- Kurzwahl einrichten: Je nach Smartphone kannst du Nummern auf bestimmte Tasten legen (z. B. lange auf „1“ drücken für eine Notrufnummer).
- ICE-Kontakt („In Case of Emergency“): Hinterlege eine Vertrauensperson als „ICE“ oder „Notfallkontakt“. Rettungskräfte wissen oft, dass sie diesen Eintrag suchen müssen.
- Sperrbildschirm nutzen: Viele Handys erlauben einen Notfallbildschirm mit Kontakten und medizinischen Infos, die auch im gesperrten Zustand sichtbar sind.
Überprüfe zudem, ob du im Skigebiet ausreichend Empfang hast. In einigen Tälern oder abseits gesicherter Pisten kann das Mobilfunknetz eingeschränkt sein. Dort hilft oft nur der klassische Weg: andere Wintersportler um Hilfe bitten oder zur nächsten Hütte bzw. Liftstation fahren.
So setzt du einen Notruf richtig ab
Wenn ein Unfall passiert ist, entscheiden ruhiges Handeln und klare Informationen über die Qualität der Hilfe. Halte dich an die sogenannten fünf W-Fragen, die dir die Leitstelle meistens auch gezielt stellen wird.
- Wer ruft an? Nenne deinen Namen und eine Rückrufnummer.
- Wo ist etwas passiert? Beschreibe möglichst genau die Position auf der Piste, z. B. Pistenname, Nummer (blau/rot/schwarz), Nähe zu einer Liftstation oder einem markanten Punkt.
- Was ist passiert? Unfallsituation kurz schildern: Sturz, Kollision, Lawine, Bewusstlosigkeit etc.
- Wie viele Verletzte? Anzahl und grobe Einschätzung (Kinder oder Erwachsene).
- Welche Art von Verletzungen? Zum Beispiel Verdacht auf Beinbruch, Rückenverletzung, starke Blutung, Bewusstlosigkeit, Atemnot.
Lege niemals von dir aus auf. Warte, bis die Leitstelle das Gespräch beendet. Eventuell werden dir weitere Fragen gestellt oder du erhältst genaue Anweisungen, was du bis zum Eintreffen der Rettung tun sollst.
Verhalten am Unfallort: Sicherheit geht vor
Neben dem Notruf ist dein Verhalten am Unfallort entscheidend, um weitere Unfälle zu verhindern und dem Verletzten zu helfen. Dabei gilt immer: Eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer haben Priorität.
- Stelle deine eigene Sicherheit sicher: Komme am Pistenrand oder etwas oberhalb der Unfallstelle zum Stehen, nicht blind mitten im Hang.
- Unfallstelle absichern: Stecke deine Skier oder Stöcke gut sichtbar oberhalb der Unfallstelle in den Schnee, damit Nachkommende rechtzeitig abbremsen können.
- Helm nicht vorschnell abnehmen: Bei Verdacht auf Kopf- oder Nackenverletzung den Helm nur abnehmen, wenn der Verletzte nicht atmet oder erbrochen hat und du Erste Hilfe leisten musst.
- Wärme erhalten: Verletzte kühlen im Schnee schnell aus. Decke sie mit Jacken, Rettungsdecke oder zusätzlichen Schichten ab.
- Mit dem Verletzten sprechen: Ruhige, klare Worte können Panik senken. Sage, dass Hilfe unterwegs ist.
Wenn du Erste-Hilfe-Kenntnisse hast, setze sie verantwortungsvoll ein. Bewusstlose, aber atmende Personen gehören in die stabile Seitenlage. Bei Atem- und Kreislaufstillstand sind Herz-Lungen-Wiederbelebung und frühzeitiges Handeln entscheidend – die Leitstelle kann dich am Telefon anleiten.
Besonderheiten im freien Gelände und abseits der Piste
Abseits der markierten Pisten („Off-Piste“, Skirouten, Varianten) verlässt du die gesicherte Umgebung des Skigebiets. Dort gelten andere Regeln: Lawinengefahr, ungesicherte Hindernisse, Felsen, Wälder und schlechte Erreichbarkeit können die Rettung erheblich erschweren.
- Lawinenausrüstung: Wer ins freie Gelände geht, sollte standardmäßig LVS-Gerät, Sonde und Schaufel dabeihaben – und damit umgehen können.
- Tourenplanung: Informiere dich über Lawinenlage, Wetterbericht, Gelände und Rückwege. Apps und Karten ersetzen nicht die Erfahrung eines Bergführers.
- Gruppenregeln: Nie alleine ins Gelände fahren, Abstände einhalten, Sammelplätze festlegen und Kommunikationsmittel (Funk/Handy) bereit halten.
- Kooperation mit Bergrettung: Im Notfall ist oft die Bergrettung zuständig, nicht die klassische Pistenrettung. Der Zugang kann nur zu Fuß, per Ski oder per Hubschrauber möglich sein.
In manchen Regionen können aufwendige Such- und Bergungsaktionen Kosten verursachen. Eine passende Bergungs- und Auslandskrankenversicherung ist daher für Freerider und Tourengeher nahezu Pflicht.
Versicherung und Kosten der Pistenrettung
Viele Skifahrer gehen davon aus, dass Pistenrettung grundsätzlich kostenlos ist. Das stimmt nicht immer. Je nach Land, Region und Art des Einsatzes können Kosten entstehen – besonders bei Hubschraubereinsätzen oder Bergungen abseits der gesicherten Pisten.
- Rettung auf der Piste: In einigen Ländern oder Skigebieten ist die Versorgung auf der Piste kostenlos, in anderen werden Pauschalen für den Abtransport verrechnet.
- Hubschraubereinsatz: Helikopter sind teuer. Ohne entsprechende Versicherung können hier schnell hohe Beträge entstehen.
- Gesetzliche vs. private Versicherung: Prüfe, ob deine Krankenversicherung Auslandsaufenthalte und Bergungskosten abdeckt. Oft lohnt sich ein zusätzlicher Reiseschutz oder eine spezielle Bergrettungsversicherung.
- Angebote der Skigebiete: Manche Skigebiete bieten beim Kauf des Skipasses eine günstige Zusatzversicherung an, die Pistenrettung und Transport mit abdeckt.
Es lohnt sich, diese Fragen vor dem ersten Skitag zu klären – nicht erst, wenn bereits eine Rechnung im Briefkasten liegt.
Prävention: Unfälle von vornherein vermeiden
Die beste Pistenrettung ist die, die du nicht brauchst. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du das Risiko deutlich senken und entspannter fahren.
- Ehrliche Selbsteinschätzung: Fahre nur Pisten, die zu deinem Können passen. Überforderung führt oft zu Stürzen.
- Aufwärmen vor der ersten Abfahrt: Ein paar Minuten Mobilisation und leichte Übungen verringern das Verletzungsrisiko.
- Helm und Schutzausrüstung: Ein gut sitzender Helm ist Standard, Rückenprotektoren oder Protektorwesten bieten zusätzlichen Schutz.
- Regeln der FIS beachten: Die internationalen Verhaltensregeln für Skifahrer und Snowboarder helfen, Kollisionen zu vermeiden.
- Tempo anpassen: Passe deine Geschwindigkeit an Sicht, Pistenverhältnisse und Verkehr an.
- Pausen einlegen: Erschöpfung ist ein häufiger Unfallfaktor – vor allem am Nachmittag.
Sicherheit bedeutet nicht Verzicht auf Spaß, sondern mehr Gelassenheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – weil du weißt, dass du verantwortungsvoll unterwegs bist.
Digitale Helfer: Apps und Tools für mehr Sicherheit
Neben klassischen Notrufnummern können digitale Helfer im Ernstfall wertvolle Dienste leisten. Viele Wintersportler nutzen inzwischen Apps, die Standortdaten übertragen oder Unfälle automatisch erkennen.
- Notruf-Apps der Regionen: Manche Alpenregionen haben eigene Apps, die bei einem Notruf deine GPS-Position direkt an die Leitstelle senden.
- Tracking-Apps: Sie zeichnen deine Route auf, sodass du im Notfall besser beschreiben kannst, wo du unterwegs warst.
- Smartwatches mit Sturzerkennung: Einige Modelle erkennen starke Stürze automatisch und bieten an, einen Notruf zu senden.
- Lawinen-Apps: Sie informieren über Lawinenlageberichte und Gefahrenstufen. Der Blick in die App ersetzt jedoch nicht die Ausbildung.
Achte immer darauf, dass dein Akku ausreichend geladen ist, und nimm im Idealfall eine kleine Powerbank mit. Kälte kann die Akkulaufzeit stark verkürzen – bewahre dein Handy möglichst körpernah und geschützt vor Minusgraden auf.
Fazit: Gut vorbereitet in den Schnee
Pistenrettung und Notrufnummern sind Themen, über die man sich ungern Gedanken macht – bis es ernst wird. Wer jedoch ein paar Minuten in Vorbereitung investiert, sich über die lokale Pistenrettung informiert, wichtige Nummern im Handy speichert und grundlegende Verhaltensregeln kennt, gewinnt im Ernstfall kostbare Zeit.
Du musst kein Profi sein, um richtig zu reagieren: Eine sicher abgesicherte Unfallstelle, ein klarer Notruf und einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen können bereits einen entscheidenden Unterschied machen. So genießt du deinen Skiurlaub mit einem guten Gefühl – weil du weißt, dass du für den Notfall gewappnet bist, ohne dich davon die Freude am Wintersport nehmen zu lassen.


